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Vom Pitch zur Partnerschaft: Was Sie über Investoren wissen müssen 

Investoren spielen eine entscheidende Rolle in der Wirtschaft, indem sie Kapital bereitstellen, welches Unternehmen für das eigene Wachstum und ihre Entwicklung nutzen können. In der Regel unterscheidet sich diese Art von Fremdkapital zu klassischen Bankkrediten in der Risikobereitschaft. Die einfache Faustformel lautet daher: Je mehr Risiko der Fremdkapitalgeber nehmen soll, desto teurer wird es für den Unternehmer. Je nach ihren Zielen, der Risikotoleranz und den internen und externen Erwartungen von Investoren können sich die Arten von Investitionen und ihre Strategien erheblich unterscheiden. Im Folgenden wird ein Überblick über die verschiedenen Arten von Investoren, ihre Ziele und die Erwartungen, die sie an ihre Investitionen stellen, gegeben.

Investoren

Welche Arten von Investoren gibt es?

  • Privatanleger: Diese Gruppe umfasst Einzelpersonen, die direkt oder über Fonds in Aktien, Anleihen, Immobilien oder andere Vermögenswerte investieren. Privatanleger können von sehr “risikobewusst” bis hin zu “sehr risikofreudig” variieren, abhängig von ihrem persönlichen finanziellen Hintergrund und ihren Investitionszielen. Um diese Investoren zu erreichen, muss man entweder an die Institutionen herantreten, über welche Privatanleger ihr Geld investieren, oder aber sich an der wenig schmeichelnden englischen “3 F” Faustregel der Erstinvestoren orientieren - Friends, Family and Fools. Die ersten beiden F’s (Friends, Family) stellen Menschen dar, die eine emotionale Bindung zur gründenden Person selbst haben und somit ein höheres Vertrauen und Hoffnung hegen, was zu schnelleren Investitionen führen kann (subjektive Beeinflussung). Das letzte F (Fools) seht für Menschen mit einer sehr hohen Risikobereitschaft.

  • Institutionelle Investoren: Zu dieser Gruppe gehören Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften, Stiftungen und andere Großinvestoren, die große Mengen an Kapital anlegen. Sie sind oft risikoaverser und suchen nach stabilen, langfristigen Renditen, da deren Risiko oftmals in den Statuten und teilweise auch Gesetzen fest vorgegeben werden und es auch nicht viel Spielraum gibt für Abweichungen von den publizierten Strategien.

  • Venture-Capital-Gesellschaften (VC): Diese Investoren finanzieren Start-ups und junge Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial, allerdings auch mit hohem Risiko. Sie erwarten im Gegenzug eine hohe Rendite ihres eingesetzten Kapitals. Je früher die Einstiegsphase, desto weniger Kapital für mehr Anteile kann ein derartiger Investor erzielen. Letztendlich birgt eine Reine Idee auch mehr Risiko, als ein Produkt, welches bereits Umsätze erzielt und erste Marktreaktionen ausgewertet werden können - Marktanalysen (Hyperlink) und Statistiken (Hyperlink) versetzen Startup somit in bessere Verhandlungspositionen.

  • Private-Equity-Firmen: Diese Investorengruppe kauft typischerweise Mehrheitsanteile an Unternehmen auf, um sie umzustrukturieren und später mit Gewinn wieder zu verkaufen. Ihr Fokus liegt auf Wertsteigerung und Effizienzverbesserung. In der Regel kann man mit einer Haltedauer von 5 bis 19 Jahren rechnen, da viele von diesen Investoren Fonds aufsetzen, welche Kapital bündeln und wiederum zentral anhand einer festgelegten Strategie für die Geldgeber veranlagen in Form von Private-Equity-Investitionen.

  • Angel-Investoren: Dies sind meist wohlhabende Einzelpersonen, die in sehr frühen Phasen in Unternehmen investieren und neben Kapital oft auch Beratung und Netzwerke bereitstellen. Oftmals schillernde Persönlichkeiten mit überaus guten Netzwerken, welche in den Gründerszenen sehr bekannt sind. Sie finden interessante Projekte auf Ausstellungen, Messen, Wettbewerben, Medien und in den eigenen Netzwerken und können somit zum frühestmöglichen Zeitpunkt der erste Kapitalgeber sein. Auch hier gilt, dass die Kosten im Nachhinein als überdurchschnittlich hoch eingestuft werden können, jedoch können Angel-Investoren, oder auch Business Angels genannt, einen Blitzstart ermöglichen.

Das Ziel von Investoren ist klar definiert und kann unverblümt genannt werden - Gewinn!

  • Kapitalwachstum: Investoren streben nach einer Steigerung des Wertes ihrer Investitionen und sind sogar oftmals durch ihre eigenen Statuten dazu verpflichtet. Dies kann durch langfristige Wertsteigerung oder durch spekulative kurzfristige Investments erreicht werden.

  • Einkommenserzeugung: Einige Investoren, insbesondere im fortgeschrittenen Alter oder Institutionen, die laufende Auszahlungen benötigen, bevorzugen Investitionen, die regelmäßige Einkünfte wie Dividenden oder Zinsen generieren. Hier kommt das veranlagte Kapital zum Arbeiten und generiert permanente und eventuell bereits verplante Auszahlungen.

  • Sicherheit des Kapitals: Besonders risikoaverse Investoren, wie etwa Rentenfonds und Versicherungen, legen Wert auf die Sicherheit ihres Kapitals und bevorzugen daher Staatsanleihen, Immobilien oder hochwertige Unternehmensanleihen.

  • Diversifikation: Portfolio-Investoren haben die Reduzierung des Risikos durch Verteilung der Investitionen über verschiedene Anlageklassen, Branchen und geografische Regionen im Auge. So kann z.B. das Risiko von Investitionen in Unternehmen mit Verbrennungstechnologie kompensiert werden mit der Investition in Branchen der erneuerbaren Energieerzeugung.

  • Steuerliche Vorteile: Einige Investitionen bieten steuerliche Anreize, die insbesondere für Privatanleger attraktiv sein können, um die Steuerlast zu minimieren. Diese Investitionen werden bewusst vom Staat durch Gesetzgebungen gesteuert, um eine politisch gewollte wirtschaftliche Entwicklung in der Gesellschaft anzustoßen.

Was erwarten Investoren und womit ist zu rechnen in einer Geschäftsanbahnung?

  • Rendite: Wie bereits angemerkt, haben Investoren einen rein kapitalistischen Standpunkt, den sie vertreten müssen. Auch wenn nun viele nachhaltige und “grüne” Strategien vertrieben werden, so sind diese Ziele dem untergeordnet, da ansonsten das Geschäftsmodell nicht aufgeht. Die erwartete Rendite variiert je nach Risikoprofil und Art der Investition. Höheres Risiko wird in der Regel mit der Erwartung höherer Renditen verbunden.

  • Transparenz und Kommunikation: Investoren erwarten klare Informationen über die Geschäftstätigkeit, die finanzielle Gesundheit und die Risiken der Unternehmen, in die sie investieren. Sollte das Vertrauen aufgrund einer Falschaussage oder dem Weglassen einer Information zu einem frühen Zeitpunkt in Mitleidenschaft gezogen werden, so können die Verhandlungen zu einem abrupten Ende kommen. Es ist wie in einer Beziehung, die Verpflichtung dem Anderen gegenüber steigt erst mit der Zeit und bestimmten Schlüsselereignissen.

  • Nachhaltigkeit und ethische Überlegungen: Durch die mediale Transparenz, die einfache Nachvollziehbarkeit von Informationen und den öffentlichen Druck des Kunden haben insbesondere in den letzten Jahren viele Investoren begonnen, Wert auf nachhaltige und ethisch verantwortungsvolle Geschäftspraktiken zu legen. Nicht zuletzt, weil dies ein Verkaufsargument für viele Geldgeber geworden ist und bei Ignorierung derer Wünsche Investoren mit Kapitalabwanderung rechnen müssen.

  • Marktstabilität und regulatorisches Umfeld: Die Anzahl und Vielfalt von Investoren hängt stark von einem stabilen, vorhersehbaren und fairen regulatorischen Umfeld ab, sodass fundierte Investitionsentscheidungen getroffen werden können. So wird man in Märkten mit zu hohen staatlichen Eingriffen oder zu geringer Absicherung in der Regel weniger strukturierte und institutionelle Investoren vorfinden. 

 

Tipp: Sollten im eigenen Land nicht genügend Investoren oder in der richtigen Ausprägung vorhanden sein, so kann man in der heutigen digitalen Zeit sehr einfach mit Investoren aus anderen Ländern kontakt aufnehmen, in deren Strategie das eigene Unternehmen am besten passt.

Die Ziele und Erwartungen von Investoren sind vielfältig und hängen stark von ihrer individuellen Risikobereitschaft, ihren finanziellen Zielen und somit ihrer Strategie ab. Unternehmen, die Kapital von Investoren anziehen möchten, müssen ihre Strategien und Kommunikation auf deren Portfolien abgleichen und in den Gesprächen anpassen, sodass ein gemeinsamer Nenner ersichtlich wird.

Achtung: Investoren bieten nicht nur klassische Unternehmensbeteiligungen an, sondern auch Investitionsdarlehen. Diese unterscheiden sich in der Regel zu herkömmlichen Krediten nur in 2 Punkten:

 

1. Der Unternehmer muss keine persönliche Bürgschaft wie bei der Bank eingehen, sondern dies übernimmt der Investor und

2. die Investition unterliegt deutlich höheren Zinsen als bei Finanzinstituten, da das übernommene Risiko einkalkuliert werden muss.

Tipp: Man sollte sich stets die Frage stellen, ob man einen reinen Geldgeber benötigt, oder einen Partner, der sich am Unternehmen beteiligt. Einen Teil des Risikos übernimmt der Investor immer, jedoch zu welchen Konditionen ist eine vollkommen andere Frage. Sollte man einen reinen Geldgeber suchen, so bietet es sich auch an, Förderprogramme im eigenen Land aufzusuchen.

Unterm Strich: Wenn die Rendite für den Investor gut aussieht, das Risiko kalkulierbar ist und das Unternehmen in das Portfolio passt, kann die Zusammenarbeit ein starker Aggregator sein.

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